Akabobuttek

, von Ekkehart Schmidt




















Nach Einschätzung der New York Times sind die LOHAS genannten modernen Konsumenten (“Lifestyle Of Health And Sustainability”) diejenige Konsumentengruppe, die weltweit am stärksten wächst. Zu ihren Überzeugungen gehört, möglichst keine unter fragwürdigen sozialen Bedingungen und schwerwiegenden ökologischen Folgen preiswert produzierten Textilien mehr zu kaufen. Aber das ist einfacher gedacht und entschieden, als umgesetzt, fehlt es doch hierzulande an Geschäften, in denen Alternativen angeboten werden. In Luxemburg war Lucien Reger der Pionier, der mit seinem 1985 eröffneten Bio-Textilien-Geschäft „Naturwelten“ (ehedem „Pimpampel“) in Bonneweg bis vor wenigen Jahren konkurrenzlos war.

Auf der Suche nach einer neuen Hose, einem Mantel oder Hemden in Bio-Qualität fanden jedoch nur die wenigsten Interessenten den Weg dorthin, sondern gingen lieber in einer Einkaufsstraße mit einer Vielzahl an Geschäften mit einem konventionellen Textilangebot bummeln. Oder bestellen bei einem Versandhaus wie „Waschbär“. Daher entschied sich 2015 mit Karel Lambert ein zweiter Pionier, Abhilfe zu schaffen: Mit einem mobilen Geschäft, dem AKABO-Fashion Truck, der zu festgelegten Terminen an unterschiedlichen Orten im Land fair gehandelte Modeware in Bio-Qualität für Erwachsene anbietet.

Beide Projekte wurden über etika-Kredite finanziert. Im Sommer 2016 haben sich nun Lucien Reger (Foto oben: links) und Karel Lambert (Foto oben: rechts) zusammen getan, um erneut etwas Innovatives zu wagen: Ein gemeinsames Geschäft bzw. zwei unabhängig betriebene Läden in einem Geschäftslokal zu betreiben. Sie fanden im Bahnhofsviertel ein passendes Geschäft, sanierten es und eröffneten Ende September

mit der „Akabobuttek“ und "NATURWELTEN wunnen & schloofen" zwei sich perfekt ergänzende Läden unter einem Dach.

Für seinen Teil des Ladens erhielt Karel Lambert im Oktober 2016 einen zweiten Investitionskredit in Höhe von 20.000 Euro (Laufzeit: 10 Jahre). Er wurde nötig für Renovierungsarbeiten und Einrichtungsgegenstände des neuen Geschäftslokals, da aufgrund neuer Warenlieferungen die bisherige Kreditlinie in Höhe von 20.000 Euro nicht mehr ausreichte. Konkret ging es darum, in dem ehemaligen Fotogeschäft Elemente einer niedrig gehängten Decke heraus zu nehmen, die sich dahinter

verbergende Stuckdecken zu reparieren, den Boden zu sanieren, sowie Lampen, Regale und eine Theke einzubauen.

Es gelang, mit einigen witzigen Ideen - wie der Nutzung von Europaletten und alten Schildern, wie z.B. einem Original-Bahnhofsschild - sowie einer Inwertsetzung historischer Elemente der Räumlichkeiten, die in den Kriegsjahren das "Café des Alliés" beherbergte, ein echtes "Upcycling" des Lokals zu erreichen.

Lucien Reger und sein Team bieten im Laden "NATURWELTEN wunnen & schloofen" in der rue Bonnevoie 8 Matratzen, Betten und Wohnaccessoires an, während sie im ehemaligen Hauptgeschäft "NATURWELTEN kanner & puppelcher" in der rue Auguste Charles Baby- und Kinderkleidung und Zubehör verkaufen.

Karel Lambert bietet in der Akabobuttek dagegen im Wesentlichen die gleichen Marken wie im Bus an. Im Verkauf dieser Produkte unterstützen beide den Anbau von Bio-Baumwolle und eine faire Herstellung von Textilien. „Davon profitieren alle: Produzenten, Konsumenten und der Planet Erde“, sagt Karel Lambert. „Wir sind damit Teil einer echten Bekleidungsrevolution, die dazu beiträgt, die Ausbeutung der natürlichen und menschlichen Ressourcen aufzuzeigen und zu reduzieren“.

Wenn die Kooperation erfolgreich ist, hofft Karel Lambert, mittelfristig zwei bis drei weitere feste Geschäfte eröffnen zu können. Vielleicht können sie dann auch einige Waren wie Einkaufstaschen und ähnliches lokal produzieren lassen, ein recyclingatelier aufbauen und – eine weitere Idee – einen „Reparaturservice“ für Kleidung anzubieten, damit diese nicht weggeworfen werden muss.

Nachtrag: Im Februar 2018 hat Lucien Reger seinen Teil des Geschäfts geräumt. Er bietet sein volles Sortiment jetzt wieder ausschließlich im Hauptgeschäft in Bonnevoie an. Karel Lambert übernahm die frei gewordenen Flächen und kann sein Sortiment jetzt großflächiger präsentieren.

Nach sechs Jahren hat Karel Lambert nun aber entschieden, sein Geschäft für Fair Fashion zu schließen. Dies sei die Konsequenz eines veränderten Kundenverhaltens: „Die Kunden wissen genau, was sie kaufen wollen, in welcher Größe und Farbe. Und wenn es das hier nicht gibt, bestellen sie online“, sagt der 53jährige. Dazu kam ein Rückgang der Kundenzahlen nach der Schließung des Bio-Restaurants „Casa Fabiana“ gegenüber. Anders als Fabiana Bartolozzi wird Karel noch nicht in den Ruhestand gehen. Er wird sich mit der Marke Akabo Fairfashion auf B2B konzentrieren, also vor allem andere Geschäfte beliefern, zum Beispiel mit Berufsbekleidung.

Kontakt: AKABOBUTTEK, 8, rue de Bonnevoie, L-1266 Luxembourg, Tel.: +352 661 801 259, info@akabo.lu, Homepage

Öffnungszeiten bis 31. Mai 2024: Mo - Fr 10.00 - 18.30 Uhr, Sa 10 - 18.00 Uhr

Linksammlung zu ökofairer Mode

Artikel vom 9. November 2016, zuletzt aktualisiert am 15. April 2024