"Bürgerstrom" im Aufwind

, von Ekkehart Schmidt

Neue Studie: Die Bürger in Luxemburg könnten bis 2050 rund 18 % des Stromverbrauchs selbst produzieren.














Mehr als die Hälfte der BürgerInnen in der Europäischen Union könnten bis zum Jahr 2050 ihren eigenen Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die am 26. September 2016 in Brüssel veröffentlicht wurde [1]. Die Studie umreisst das Potenzial für bürgereigene, erneuerbare Energienprojekte in Europa, demzufolge bis zum Jahr 2050 45% des Strombedarfs der EU durch 264 Millionen "Energie-Bürger" erzeugt werden könnten - als Teil eines demokratisierten Energiesystems [2].

Der von der Europäischen Föderation der erneuerbaren Energien, Greenpeace, Friends of the Earth Europe und der Europäischen Föderation für erneuerbare Energiekooperativen in Auftrag gegebene Bericht "The Potential for Energy Citizens in the European Union" sieht eine größere Rolle für Bürger bei der Stromproduktion vor. In Luxemburg könnten der Studie zufolge bis zum Jahr 2050 18% des Stromverbrauchs durch Bürgerprojekte produziert werden [3]. Beispiele hierfür sind unter anderem Fotovoltaikanlagen auf Dächern oder Beteiligungen in gemeinschaftlichen Wind- oder Solarstromparks.

Der erneuerbare “Bürgerstrom” würde zu 39% durch Energiegenossenschaften (wie die von etika geförderte EquiEnerCoop), zu 35% durch Haushalte, zu 25% von kleineren Unternehmen und zu 1% auf öffentlichen Gebäuden erzeugt werden. Zwei von fünf BürgerInnen resp. 437.000 BürgerInnen würden damit aktiv zur Energiewende in Luxemburg beitragen.

“Der Bericht zeigt, dass die BürgerInnen die Macht haben, die Energieversorgung aus der Hand der großen Energiekonzerne zurückzugewinnen und damit den Energiesektor zu revolutionieren”, erklärt Martina Holbach, Koordinatorin von Votum Klima. “Die Bürger spielen bereits heute europaweit eine wichtige Rolle bei erneuerbaren Energieprojekten, von denen die lokale und regionale Wirtschaft profitiert. Das Potential ist groß, und es ist daher nur konsequent, dass Energieprojekte in Bürgerhand zur Norm werden müssen.”

Damit der Umbau unserer Energiesysteme vorangetrieben werden kann, braucht es bessere Rahmenbedingungen sowie den Schutz und die Unterstützung für Bürger, insbesondere in dem von der EU-Kommission geplanten Paket zur “Energy Union” , im Rahmen der überarbeiteten Richtlinie für erneuerbare Energien und der “Market Design Initiative”.

“Die EU muss den Weg für kleine und smarte Energieprojekte in Bürgerhand ebnen. Das Recht, dass die Bürger ihre eigene erneuerbare Energie produzieren können, muss in der europäischen und in den nationalen Gesetzgebungen verankert werden.”

"Der Bericht zeigt, dass die Bürger die Macht haben, die Energieversorgung aus der Hand der großen Energiekonzerne zurückzugewinnen und damit den Energiesektor zu revolutionieren", so Martina Holbach, Koordinatorin von Votum Klima, in einer Pressemitteilung. "Die Bürger spielen bereits heute europaweit eine wichtige Rolle bei erneuerbaren Energieprojekten, von denen die lokale und regionale Wirtschaft profitiert. Das Potenzial ist groß, und es ist daher nur konsequent, dass Energieprojekte in Bürgerhand zur Norm werden müssen", erklärte Holbach abschließend.

Download der Studie

(1) Der Bericht “The Potential for Energy Citizens in the European Union” wurde von CE Delft im Auftrag der Europäischen Föderation der Erneuerbaren Energien, Greenpeace, Friends of the Earth Europe und der Europäischen Föderation für Erneuerbare Energiekooperativen verfasst.
(2) Im Bericht werden “Energiebürger” als Einzelpersonen oder Haushalte definiert, die erneuerbare Energien erzeugen und ihren Energieverbrauch flexibel managen. Die Definition beinhaltet auch öffentliche Gebäude sowie kleine Unternehmen mit weniger als 50 Angestellten. Beispiele für bürgereigene Energieprojekte sind z.B. Photovoltaikanlagen auf Dächern oder Beteiligungen in gemeinschaftlichen Wind- oder Solarstromparks.
(3) Laut Angaben des ILR betrug im Jahr 2015 der Anteil des in Luxemburg produzierten erneuerbaren Stroms am Gesamtstromverbrauch 6,75%.