Eine gute und konkrete "Velosophie"

, von Ekkehart Schmidt

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Wenngleich Luxemburg sich bei den vergangenen Ausgaben der Tour de France immer wieder als erfolgreiche Fahradnation präsentieren konnte, scheint das Fahrrad hierzulande als Verkehrsmittel und Reisefahrzeug noch ohne jede Bedeutung zu sein.

Während sich der Fahrradtourismus europaweit kontinuierlich weiter entwickelt, vor allem bei unseren deutschen Nachbarn, gibt es in Luxemburg kaum spezifische Angebote. Dies erstaunt auch deshalb, weil das Land für diese Form des umweltfreundlichen Tourismus prädestiniert scheint.

„Es fehlt ein gebündeltes Angebot für diese Zielgruppe“, erkannte Monique Goldschmit, die sich seit vielen Jahren in der Velosintitiative LVI engagiert. So gründete sie im Juni 2008 die „Velosophie S.a.r.l.“, um diese Lücke zu schliessen. Mit Erfolg, wie man sechs Jahre später bilanzieren kann.

Tatsächlich füllt die junge Unternehmerin mit den Diensten, die sie anbieten will, eine Marktnische in Luxemburg. Das Geschäftsziel ihres Unternehmens ist die Planung, Durchführung und Kommerzialisierung von Radtouren. Ferner bietet sie Rad- und Wanderführer sowie Serviceleistungen und Zubehör rund um das Fahrrad an. „Was den Verkauf von Fahrradzubehör angeht, sind die hiesigen Fahrradgeschäfte eigentlich gut ausgestattet“, sagt Monique Goldschmit, „aber sie bieten kaum Zubehör für Radtouren an“. Ähnliches gelte für Buchhandlungen, „die zwar Landkarten anbieten, aber nur sehr selten solche, die für die Bedürfnisse von Radfahrern geeignet sind“, hat sie beobachtet. Der Kauf und Verkauf von kartographischem Material, Fahrrad- und Wanderzubehör ist daher ein wichtiges Geschäftsfeld von „Velosophie“. Die Idee ist einfach, aber konkret genug: Gründung einer Firma, die all diese Informationen und Materialien gebündelt an einem Ort anbietet und mit fachkundigem Rat verknüpft.



Monique Goldschmit (Mitte) steht bereit, Sie auf sportliche und kulturelle Touren durch Luxemburg zu begleiten


"Vélosophie" ermöglicht es Touristen, Sportlern, aktiven Senioren sowie Freunden der Natur und des regionalen kulturellen Erbes, sich ohne Stress und inmitten der Natur gesund und fit zu halten. „Damit möchte ich Menschen andere Formen des Entdeckens schöner Landschaften eröffnen, als sonst mit Auto, Bus oder Bahn üblich ist“, sagt Monique Goldschmit. Sie betont, dass sie mit dieser Form des „sanften Tourismus“ einen respektvollen Umgang mit dem natürlichen und kulturellen Erbe des Landes ermöglichen möchte. Die Radtouren möchte sie ferner mit Besuchen von sozialen und/ oder handwerklichen Betrieben kombinieren.

Ihr Angebot beschränkt sich aber nicht auf Naturlandschaften beschränken. die Unter- nehmerin hat noch viele Ideen, so zum Beispiel die Einrichtung eines Services namens „Vélotaxi“, zum Beispiel für Festtage und besondere Anlässe. Vor 2016 wird sie diese Idee jedoch nicht umsetzen. Zunächst gilt es, das Basisangebot weiter aufzubauen. Dafür haben etika und die BCEE ihr im Dezember 2008 einen Kredit in Höhe von 10.000 Euro erteilt, der in einem Zeitraum von fünf Jahren zurückzuzahlen war, was auch gelang.

Es gibt vier Dimensionen des Fahrradtourismus, die für die einzelnen Radreisenden ganz unterschiedliche Bedeutung haben: Beschaulichkeit, Sportlichkeit, Umweltfreundlichkeit und Abenteuer. Dadurch werden Fahrrad- urlaube entsprechend individuell gestaltet. Möglich sind Radausflüge von einem günstig gelegenen Standquartier aus. Viele Radtouristen reisen auch motorisiert in eine Urlaubsregion, um dort eine Etappentour zu machen. Andere wiederum bevorzugen die klassische Radreise, bestehend aus mehreren Etappen von einem Übernachtungsort zum nächsten.

Alle drei Gruppen können in Luxemburg seit nunmehr über 5 Jahren auf fachkundige Unterstützung nicht nur im Fall von Pannen, sondern schon bei der Reiseplanung bauen. Über 200 Touren hat Monique Goldschmit bislang organisiert. In einer kleinen Bilanz sagte sie Anfang 2015, dass einerseits deutlich mehr Tagestouren gebucht werden, als Radfahrwochen, andererseits noch immer ein hoher Bedarf an Kursen zum Erlernen des Radfahrens besteht - ein Angebot, das sie auch umsetzt.

Sehen Sie hier einen 2015 entstandenen Film über Velosophie (3min59):

Vélotouren mit etika

Auch etika hat bei mittlerweile über 25 von Velosophie organisierten Vélotouren sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch für 2017 sind wieder vier bis fünf Touren geplant. Die Teilnahme an den etika-Touren mit Velosophie ist gratis. Etika übernimmt alle anfallenden Kosten mit Ausnahme des Mittagessens und der Getränke. Mehr dazu hier.

Innovationspreis

Das Projekt hat am 15. Juni 2010 einen von drei Innovationspreisen von Dexia BIL und Office national du tourisme erhalten. Mit dem Preis werden herausragende Leistungen und Projekte im Luxemburger Tourismus ausgezeichnet. Mit dem Preis sollen Innovationen in Form von Abwechslung, Differenzierung, Einzigartigkeit sowie Mut zu ungewöhnlichen Angebotsformen belohnt werden, die dem Tourismus in Luxemburg neue Impulse geben. 2010 lag der Schwerpunkt auf dem Thema „Sanfter Tourismsus – Umweltverträglichkeit, Sozialverträglichkeit, optimale Wertschöpfung“. Velosophie gewann in der Kategorie III (privatwirtschaftlich getragene, touristisch innovative Projekte).

Lesen Sie hier ein Interview mit Monique Goldschmit in der woxx vom 30. Juli 2010. Seit Anfang 2016 ist sie Präsidentin der Lëtzebuerger Vëlos-Initiativ (LVI), bei der sie seit vielen Jahren mitwirkt.

Kontakt:
Velosophie sàrl, Laden: 15, rue St Ulric, L-2651 Luxembourg), Firmensitz: 144, avenue de la Faïencerie, L-1511 Luxembourg, Tel.: 26 20 01 32, mobil: 691 334 637, Mail: velosophie@pt.lu, Homepage

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 13:00 bis 18:30 und Samstag von 10:00 bis 16:00. Geöffnet ist auch an anderen Tagen, wenn im Büro gearbeitet wird (dann hängt im Fenster ein Schild "open".

Artikel vom 5. Januar 2009, mehrfach aktualisiert, zuletzt am 19. Oktober 2020