Wenn Umdenken - dann richtig!

, von Ekkehart Schmidt

Lesen sie hier einen Beitrag von Daniela Noesen (Bio-Lëtzebuerg):

Die Situation in der Landwirtschaft ist „verheerend“. Da ist es legitim, dass die Landwirte nach alternativen Einkommensmöglichkeiten suchen und dies so einfach wie möglich gestalten wollen. Das ist nachvollziehbar - aber bitte nicht auf Kosten der Biolandwirtschaft!

Der Ruf nach breiter Einführung der Teilumstellung der Betriebe auf biologische Landwirtschaft wird lauter. Daher an dieser Stelle einmal zu den Fakten:

Laut der EU-Bio-VO ist die Teilumstellung eines Betriebes grundsätzlich möglich. Der zugehörige Gesetzestext konnte und wurde im Nachhinein erweitert ausgelegt. In den meisten EU-Ländern wird dies geduldet, aber diese teilumgestellten Betriebe haben kein Anrecht auf die staatliche Subvention für Biolandwirtschaft; so wird es auch in Luxemburg gehandhabt und das aus gutem Grund.

Warum denn „Bio“ auf dem gesamten Betrieb?

Beim Biolandbau handelt es sich um ein ganzheitliches Landbewirtschaftungssystem, das im Kreislaufgedanken den Betrieb als Organismus betrachtet, in dem die Teilbereiche Boden, Pflanze, Tier und Mensch, miteinander wirken und sich gegenseitig beeinflussen.

Dreh- und Angelpunkt ist der Boden. Seine Standortbedingungen sind die limitierenden Faktoren für Pflanzenerträge und damit für die erzielbaren Grundfutterqualitäten für die Tiere, deren Leistungspotential wiederum davon abhängt. Damit sind Bioprodukte wirklich regional, weil für ihre Erzeugung keine Betriebsmittel eingesetzt werden, die, z.T. über weite Distanzen und damit verknüpften Kollateralschäden, importiert werden. Die Akzeptanz und das Vertrauen in der Gesellschaft sind groβ, wie die anhaltend starke Nachfrage beweist.

Wenn jetzt gefordert wird, dass Landwirte Teile ihres Betriebes biologisch bewirtschaften, dann ist dies wenig glaubwürdig. Hinzu kommt, dass sich einige Vertreter der Landwirtschaft vorstellen, Flächen, die in Schutzgebieten liegen bzw. zukünftig in Schutzgebieten liegen werden, über diesen Weg als Teil-Bioflächen monetär interessant zu valorisieren. Ebenso soll es über diesen Weg möglich werden, einzelne Produktionszweige auf „bio“ umzustellen, um damit deren finanziellen Mehrwert abschöpfen zu können. Auf den anderen Flächen darf aber intensive Landwirtschaft im „business-as-usual“ weiterhin betrieben werden. Dies ist keinesfalls zielführend, wenn das Ziel „nachhaltige Landwirtschaft“ heiβt.

Der Landwirt ist derjenige, der mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie. Daher bleibt nur eine logische Konsequenz:

Landwirte, die bei der ökonomischen Analyse ihrer Betriebe feststellen, dass sie sich als Biobetrieb finanziell nicht schlechter stellen, als bei Weiterführung der bisherigen Wirtschaftsweise, sollten komplett auf die biologische Wirtschaftsweise umstellen!
Die Verwässerung des Kerngedankens der Biolandwirtschaft durch eine politische Unterstützung der Teilumstellung der Betriebe auf Biolandwirtschaft, ist mit Sicherheit das falsche Signal.

Wir brauchen vielmehr eine sinnvolle Strategie, die den Betrieben die Umstellung des gesamten Betriebes auf Biolandwirtschaft erleichtert. Hier sehen wir Lösungsansätze, die den Biolandbau als einen gleichberechtigten Teil der zukünftigen Landwirtschaft Luxemburgs verstehen und weiterentwickeln.

Siehe dazu einen Artikel im Tageblatt , der ein Jahr nach diesem Text erschienen ist und die Vorstellungen der Regierung beschreibt.

Artikel vom 20. Juni 2016, ergänzt am 8. Mai 2017